Neue Einsatzkleidung für die Feuerwehr Unterhaching
Als die Feuerwehr Unterhaching vor vielen Jahren eine neue Einsatzkleidung bekam, war das ein Quantensprung in der Feuerwehr. Erstmals wurden die Feuerwehrmänner durch die Einsatzkleidung wirklich effektiv vor Feuer und Hitze geschützt. Die bis dahin verwendeten Baumwolljacken des Typs ,,Bayern 2″ waren für die Brandbekämpfung speziell in Innenräumen überhaupt nicht geeignet. Früh mussten sich die Einsatzkräfte wegen der hohen Temperaturen im Innenangriff zurückziehen, um nicht selbst Schaden zu nehmen. Bei Rauchgasdurchzündungen ( Flashover) war immer mit schlimmsten Brandverletzungen zu rechnen.
Ende der 80er Jahren schwappte eine neue Generation von Einsatzkleidung über den großen Teich von den USA nach Deutschland. ,,Nomex” hieß das Zauberwort. Diese Einsatzjacken wurden mit Nomexfasern ausgestattet, die eine stark isolierende Wirkung und damit einen Schutz vor hohen Temperaturen und direkter Beflammung aufwiesen.
Solche Jacken wurden Anfang der 90er Jahre von der Feuerwehr Unterhaching beschafft. Zusammen mit den eingearbeiteten Flammschutzhauben waren die Einsatzkräfte beim Innenangriff sehr gut geschützt. Selbst einen ,,Flashover” konnten die Einsatzkräfte nahezu unbeschadet überstehen. Nachteile waren jedoch die mit der Zeit nachlassenden wasserabweisenden Eigenschaften und der schlechte Abtransport der Körperwärme, was gelegentlich ein Überhitzen (Wärmestau) von ,,innen” verursachte.
Die von der Feuerwehr Unterhaching verwendeten Jacken wurden mehrmals überarbeitet und so mussten wir leider feststellen, dass die aktuelle Generation einen großen Nachteil hat. Die Jacken wurden so stark verlängert und mit extrem festen Klettverschlüssen ausgestattet, dass das Bücken oder Hinknien nahezu unmöglich gemacht wurde. Bewegungen, die insbesondere beim Innenangriff unumgänglich sind. Außerdem fehlte immer noch ein wesentliches Element bei unserer Schutzkleidung, nämlich die ebenfalls innenangriffstaugliche Einsatzhose.
Während einer Vorführung in der Feuerwehr Taufkirchen konnten einige Kameraden die Kleidung der Firma S-Gard begutachten. Die Vorteile dieser Bekleidung lagen klar auf der Hand:
- Neueste Schutzwirkung gegen direkte Beflammung (Jacke und Hose)
- Eingearbeitete Gore-Tex Membran, dadurch absolut wasserdicht und dennoch atmungsaktiv
- Körper- und bewegungsgerechter Schnitt
- Sehr strapazierfähiges Obermaterial mit eingewebten Kevlarfäden und zusätzlichen Kevlarverstärkungen an den Knien und Ellenbogen
- Polster an den Schultern, Rücken, Knien und Ellenbogen
- Eingearbeiteter Brustgurt für die Eigensicherung und Selbstrettung (kein Hakengurt mehr nötig)
- Reflektionsstreifen der neuesten Norm entsprechend (keine zusätzlichen Warnwesten mehr nötig), die sogar seitlich eine gute Warnwirkung gewährleisten
Die Feuerwehr Unterhaching konnte einige Garnituren des Typs S-Gard ,,Titan” zum Testen erwerben. Diese wurden abwechselnd von mehreren Kameraden bei Übungen und Einsätzen auf Herz und Nieren geprüft. So konnten noch einige Verbesserungsvorschläge eingebracht werden wie z.B. die sehr schwer zu öffnenden Klettverschlüsse. Ansonsten konnte die neue Einsatzkleidung voll überzeugen.
Anfang 2013 wurden dann die ersten 60 Jacken an die Kameraden (vornehmlich Atemschutzgeräteträger) ausgegeben. Erste Bilanz: Die anfängliche Steifigkeit der Kleidung gibt sich mit der Zeit. Aber an der Funktionalität gibt es wirklich nichts auszusetzen. Vom kompletten Schutz unserer Einsatzkräfte bei der Brandbekämpfung sind nun alle überzeugt. Die absolute Wasserundurchlässigkeit konnte bei den Einsätzen nach Pfingsten, als der Hachinger Bach über die Ufer trat, deutlich nachgewiesen werden. Diese ermöglichte den Einsatzkräften, mit der neuen Einsatzkleidung auch nach z.T. mehr als 12 Stunden Dauereinsatz trocken zu bleiben, während die Einsatzkräfte mit der alten Kleidung bereits nach wenigen Minuten vollkommen durchnässt waren. Die nicht geringen Kosten von ca. 1200.-€ pro Garnitur (Jacke mit Gurt, Hose und Flammschutzhaube) sind jedenfalls gut angelegtes Geld, wenn es um den Schutz der Kameraden geht, da wir diesen Dienst am Bürger freiwillig und ausschließlich ehrenamtlich leisten. Vielen Dank an dieser Stelle an die Gemeinde Unterhaching, die auch diese Investition in die Zukunft und die Sicherheit der Einsatzkräfte sofort unterstützte. Um die Gemeinde nicht gleich mit den vollen Kosten zu belasten, wurde die Anschaffung in drei Schritten geplant. Als erstes, wie schon erwähnt, die Atemschutzgeräteträger und dann die übrigen Kameraden in zwei Schritten mit jeweils 30 Garnituren.