Neue Drehleiter eingetroffen
Nach 20 Jahren im Dienst, zur Menschenrettung, Brandbekämpfung und technischen Hilfeleistung, wird nun die Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Unterhaching durch ein neues Modell ersetzt. Mit der neuen Drehleiter DLA(K) 23/12 von Magirus (Typ M32L-AS), aufgebaut auf einem MAN Fahrgestell (TGM 15.290), wird bereits die dritte Drehleiter im Dienste der Feuerwehr Unterhaching eingesetzt.
Geschichte der Unterhachinger Drehleitern
Ende der 1960er Jahre machten die Neubaugebiete Fasanenpark und Grünau mit Ihren bis zu acht Stockwerken hohen Häusern die Anschaffung einer Drehleiter mit einer Steighöhe von 30 Metern notwendig. Um die Kosten für den damals benötigten Häuserbau möglichst gering zu halten, wurden die Häuser nur so hoch gebaut, dass ein zweiter Fluchtweg über die Wohnungsfenster gewährleistet werden konnte. Dieser zweite Fluchtweg konnte nur durch eine Drehleiter der Feuerwehr sichergestellt werden. Drehleitern waren bis zu diesem Zeitpunkt meist nur in Feuerwehren größerer Städte vorhanden. Die damals noch relativ ländliche Gemeinde Unterhaching und ihre Feuerwehr wurden durch die Drehleiterbeschaffung nicht nur vor eine gewaltige finanzielle Herausforderung gestellt. Ein nicht zu verachtender Schulungsaufwand sowie neue einsatztaktische Aufgaben kamen auf die Feuerwehr zu und mussten gelöst werden. Im Jahr 1972 konnte dann die damals komplett von der Firma Magirus (Leiteraufbau und Fahrgestell) gebaute Drehleiter an die Freiwillige Feuerwehr Unterhaching ausgeliefert werden. Die Bedienung war noch rein mechanisch / hydraulisch und der Maschinist musste die Leiter vom Boden steuern und mit ihr „mitgehen“. Der Korb musste noch bei jedem Einsatz an das Leiterende montiert werden und konnte maximal zwei Personen aufnehmen. Der bereits für die Brandbekämpfung zur Verfügung stehende Monitor (Wasserwerfer) konnte nur über die Leiterbewegung zu den Seiten geschwenkt und über ein langes Seil vom Boden in seiner Höhe verstellt werden. Schon bald ergaben sich auch andere Einsatzgebiete für die Drehleiter, wie beispielsweise zur technischen Hilfeleistung bei Unwettern.
Nach über zwanzig Jahren wurde diese erste Drehleiter durch ein damals neues Modell ersetzt. Auch hier griff die Feuerwehr Unterhaching auf bewährte Technik zurück und stellte im Jahr 1995 eine Magirus Drehleiter (DLK 23/12) auf einem MAN Fahrgestell in den Dienst. Mittlerweile hatte die elektronische Steuerung die rein mechanische Technik abgelöst. Alle Leiterbewegungen wurden bei diesem Modell von einem Computer überwacht, welcher bei Überlast einen Signalton abgab und im Notfall die Bewegung automatisch anhielt. Die möglichen Leiterbewegungen, speziell die Ausladung, wurden auf die jeweilige Abstützbreite abgestimmt und in einem Bildschirm dargestellt. Auch der Maschinist musste nun nicht mehr der Leiter hinterherlaufen, sondern nahm am beheizten Bedienstand Platz und konnte so die Leiter mittels zweier Joysticks bequem und sicher steuern. Der Korb war für drei Personen ausgelegt und bereits am Leiterende montiert. Zudem klappte sich dieser selbstständig aus sobald die Abstützung betätigt wurde. Erstmals war es auch möglich eine Krankentrage am Korb zu befestigen. Diese Vorrichtung sollte den wesentlichen Einsatzanteil der bevorstehenden 20 Dienstjahre ausmachen. So konnten unzählige erkrankte Personen sicher und vor allem schonend über ein Fenster oder den Balkon Ihrer Wohnungen auf den Boden verbracht werden. Ebenfalls konnte der Wasserwerfer nun direkt im Korb bedient werden und auch die Steuerung der Drehleiter war durch einen Bedienstand im Korb möglich. Nach ca. 2.000 Einsätzen hat diese Drehleiter ihre Aufgabe erfüllt und wird demnächst außer Dienst gestellt. Heute am 08. September 2015 ist eine neue Drehleiter der modernsten Generation in der Feuerwehr Unterhaching angekommen.
Der lange Weg der Drehleiterbeschaffung
Zunächst wurde im Oktober 2011 in der Gemeinde ein Haushaltsplan für die Anschaffungskosten der Drehleiter aufgestellt.
Im Jahr 2014 wurden von März bis April die aktuellen Drehleitermodelle verschiedener Hersteller ausgiebig begutachtet und selbstverständlich im Unterhachinger Gemeindegebiet an verschiedenen schwierig anzufahrenden Objekten getestet. Es wurde neben vielen Merkmalen moderner Drehleitern besonders auf eine verbesserte Ausladung geachtet. Das heißt, wie weit kann der Korb vom Fahrzeugmittelpunkt mit möglichst hoher Korblast zu den Seiten ausgefahren werden ohne dabei die Standsicherheit zu gefährden. Dies ist vor allem bei der Menschenrettung ein wichtiges Kriterium, um auch schwierige Einsatzlagen schnellstmöglich bewältigen zu können. In diesem Zusammenhang sollte auch die maximal mögliche Korblast erhöht werden und der Korb für vier Personen ausgelegt sein. Bei diesen ausgiebigen Tests stellte sich schnell heraus, dass die mittlerweile abknickbaren Leitern einen großen Vorteil gegenüber der konventionellen Bauarten haben. Das bedeutet, das oberste Leiterteil (die Leiter besteht aus vier Leiterteilen) kann durch ein Gelenk zusätzlich abgeknickt werden. So kann die Leiter steiler aufgestellt werden, die vorgesehen Rettungshöhen werden aber trotzdem erreicht und der zum Fahrzeug verlagerte Schwerpunkt erhöht die Reichweite enorm. Außerdem kann dadurch auch die Rückseite eines Hausdachs erreicht und die erreichbare Tiefe im Unterflurbetrieb wesentlich erweitert werden. Darüber hinaus erwies sich ein Allradantrieb beim Fahrgestell als vorteilhaft, um z.B. Feuerwehrzufahrten mit schlechten Bodenverhältnissen immer sicher befahren zu können.
Nachdem die Anforderungen erfasst waren, erfolgten am 25. Juni 2014 die europäischen Ausschreibungen für das Fahrgestell und den Drehleiteraufbau. Die gewünschte Fahrgestellvariante mit Allradantrieb konnte leider auf Grund der Bauhöhenvorschriften nicht weiterverfolgt werden, da ansonsten keine staatlichen Zuschüsse gewährt worden wären.
Am 05. August 2014 erfolgte dann die Angebotseröffnung. Hier werden die von den einzelnen Herstellern abgegeben Angebote geprüft. In unserem Fall entschied man sich für ein Fahrgestell der Firma MAN TGM 15.290 und den Drehleiteraufbau M32L-AS der Firma Magirus, da diese alle zuvor gestellten Anforderungen erfüllen konnten. Eine Kombination aus Fahrgestell und Leiter, welche sich auch schon bei der alten Drehleiter bestens bewährt hat. Schließlich wurden am 26. September 2014 nach einem entsprechenden positiven Gemeinderatsbeschluss die Aufträge an beide Firmen erteilt. Die Firma MAN konnte ihr Fahrgestell im Februar diesen Jahres fertigstellen und an die Firma Magirus überführen, die umgehend mit der Fertigung des Leiteraufbaus begann. Schon am 03. Juni 2015 konnte die erste Rohbaubesprechung stattfinden. Hier werden Details wie die einzubauenden Geräte und deren Positionen sowie viele andere Aspekte besprochen. Die fast fertige Drehleiter konnte dann am 25. August 2015 bei der sogenannten Vorabnahme eingehend überprüft und Änderungen konnten noch problemlos umgesetzt werden.
Die Kosten für die neue Drehleiter teilen sich wie folgt auf:
MAN Fahrgestell: ca. 90.000 €
Magirus Aufbau: ca. 650.000 €
Beladung: ca. 10.000 €
Der bayerische Staat gewährt hierauf einen Zuschuss von 192.000 Euro. Darüber hinaus ist noch ein beträchtlicher Wiederverkaufswert der alten Drehleiter zu berücksichtigen, welcher zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht feststeht.
Heute war es dann endlich so weit, acht Feuerwehrler aus Führungsebene und Maschinistenausbildern fuhren gemeinsam nach Ulm um das neue Schmuckstück bei der Firma Magirus persönlich abzuholen. Um 6:30 Uhr ging es los, wobei zunächst der Leistungsumfang intensiv überprüft wurde und noch kleine Mängel behoben werden konnten. Anschließend wurden alle Beteiligten, insbesondere die Maschinistenausbilder intensiv in alle Funktionen und die Bedienung eingewiesen. Schließlich sollen die beiden Drehleiterausbilder möglichst schnell die ca. 30 Drehleitermaschinisten in Unterhaching schulen.
Am späten Abend ging es dann mit der neuen Drehleiter, Funkrufname Unterhaching 30/1, zurück nach Unterhaching ins Feuerwehrhaus. Dort wurde sie schon von vielen unserer Kameraden erwartet und gebührend empfangen.
Ab morgen werden dann die Ausbilder bis zum Winteranfang damit beschäftigt sein, die Drehleitermaschinisten auszubilden. Der Schwerpunkt der Ausbildung wird in den neuen Bedienungseinrichtungen und der Notsteuerung liegen, da die Maschinisten bereits die Grundsatzregeln und die Bedienung von Magirus Leitern kennen. Für die Einsatztaktik ist es wichtig sich mit dem neuen abknickbaren Leiterteil vertraut zu machen, um es im Ernstfall optimal einsetzen zu können. Weiterer Ausbildungspunkt wird die Unterbringung aller Gerätschaften und deren Verwendung sein. Für die Übergangszeit, bis genügend Maschinisten ausgebildet wurden, steht hierbei noch die alte Drehleiter zur Verfügung. Alle Daten und Fakten der neuen Drehleiter werden demnächst hier auf unserer Homepage im Bereich Fahrzeuge veröffentlicht.
Die Feuerwehr Unterhaching bedankt sich ganz herzlich bei der Staatsregierung, unserem Bürgermeister Herrn Wolfgang Panzer und den Mitgliedern des Gemeinderates, dass sie die Beschaffung dieses Fahrzeugs möglich gemacht haben. Ebenfalls gilt der Dank unserem Leiter des Sachgebiets Feuerwehr Herrn Josef Gmeinwieser, unserem Kommandanten Herrn Christian Albrecht und allen Beteiligten, die in unzähligen zusätzlichen Arbeitsstunden Ihren Beitrag zur Konzeption dieser Drehleiter geleistet haben. Zuletzt möchten wir uns natürlich auch bei den Ausbildern und Maschinisten bedanken, die in den nächsten Monaten viele Stunden in die Ausbildung investieren werden, um die Sicherheit unserer Bürger/-innen mit der neuen Drehleiter sicherstellen zu können.