Neues Kommandofahrzeug in Dienst gestellt
Ende Februar 2017 konnte die Feuerwehr Unterhaching ein neues Kommandofahrzeug (KdoW, Funkrufname: Uhg 10/1) in Dienst stellen. Wie schon beim alten Kommandofahrzeug handelt es sich wieder um einen BMW X5.
Schon in den 80er Jahren wurde das erste Fahrzeug dieser Art bei der Feuerwehr Unterhaching eingeführt. Damals wurde ein BMW der damaligen 5er Serie (E28) angeschafft. Zweck eines solchen Fahrzeugs ist es, den Einsatzleiter und andere Führungskräfte schnellstmöglich an die Einsatzstelle zu bringen.
In der Regel fahren der Kommandant oder sein Stellvertreter unverzüglich zum Einsatzort, um bis zum Eintreffen der restlichen Fahrzeuge und Mannschaften die Lage zu erkunden. Dadurch können Fahrzeuge und Mannschaften optimal aufgestellt werden. So kann z.B. wertvolle Zeit gewonnen werden, um Personen in lebensbedrohlichen Lagen zu retten oder wichtige Rückmeldungen an die Feuerwehreinsatzzentrale weiterzugeben. In den 90er Jahren wurde der 5er BMW wieder durch ein aktuelles 5er Model (E34) des gleichen Herstellers ersetzt.
Nach dem Wechsel in der Führung der Feuerwehr im Jahr 1997 machte sich der damals junge Kommandant Josef Gmeinwieser nicht nur Gedanken zu einem völlig neuen Konzept der Löschfahrzeuge, sondern auch um die Rolle des zukünftigen Kommandofahrzeugs. So erkannte Josef Gmeinwieser schnell, dass der 5erBMW nur für den Transport von zwei Personen zur Einsatzstelle und der vorhin genannten Aufgaben geeignet ist. Auch durch den Fahrzeugaufbau als Limousine mit Heckantrieb war es z.B. bei Einsätzen im Winter oder im angrenzenden Perlacher Forst eher ungeeignet. Die Rücksitze waren mit Einsatzkleidung nur schwer zu eng und alles andere als bequem. Man muss wissen, dass Feuerwehrleute in voller Einsatzkleidung mit Stiefeln und Helm deutlich mehr Platz benötigen als eine normal bekleidete Person. Der normale Limousinen-Kofferraum war kaum geeignet, um weitere Geräte, außer einem Feuerlöscher, sinnvoll unterzubringen. So wurde im Jahr 2005 ein BMW X5 (E53) angeschafft. Dieser konnte durch über mehrere Jahre gebildete Rücklagen aus den Haussammlungen, vollständig von der Feuerwehr selbst finanziert werden. Unterhaching war eine der ersten Feuerwehren im Landkreis München, die so ein Fahrzeug nutzen konnte.
Es zeichnete sich besonders durch folgende Eigenschaften aus:
- Geländgängigkeit, Allradantrieb und hohe Bodenfreiheit
- Ausreichend Platz für vier bis fünf Personen in voller Ausrüstung mit Helm.
- Großer Kofferraum mit Platz für allerlei nützliche Geräte
- Gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr
Im Kofferraum konnten nun in einem fest verankerten Schubladenkasten z.B. Werkzeuge zum Öffnen von Türen und Fenster, Feuerlöscher, Gefahrstoffverzeichnisse, Bolzenschneider, Kamera zur Einsatzdokumentation und vieles mehr ständig mitgeführt und schnell entnommen werden.
Anfangs noch von vielen anderen Feuerwehren skeptisch gesehen, ob denn so ein Fahrzeug im Flachland des Landkreises München notwendig sei, erwies sich das neue Fahrzeug spätestens bei den Hochwassereinsätzen in Eschenlohe im Jahr 2005, bei denen eine große Anzahl von Feuerwehren aus dem Landkreis München mitgeholfen haben, als durchaus nützlich. So wurde Kreisbrandrat Josef Vielhuber über die zum Teil stark überfluteten Straßen in Eschenlohe mit dem Kommandofahrzeug der Feuerwehr Unterhaching zu den Einsätzen im Hochwassergebiet chauffiert, um zu erkunden und zu koordinieren. Der Allradantrieb und die bauartbedingte hohe Watttiefe des Unterhachinger Fahrzeugs stachen dabei deutlich heraus. Aber auch im normalen Einsatzalltag in Unterhaching stellte sich das Konzept als durchaus hilfreich heraus. Heute ist ein Kommandowagen auf SUV-Basis eher die Regel als die Ausnahme.
In den beiden vergangenen Jahren wurde durch den neuen Kommandanten Christian Albrecht weitere Neuheiten eingebaut. So konnte ein Tablet-PC installiert werden und ein Drucker. Auf dem Tablet-PC befinden sich nützliche Apps und Daten die an der Einsatzstelle von großem Nutzen sind. So können z.B. Feuerwehreinsatzpläne in beliebiger Zahl ausgedruckt und an die jeweiligen Gruppen- Zug- und Abschnittsführer mit wichtigen einsatztaktischen Notizen zur Verfügung gestellt werden.
Vor ca. zwei Jahren wurde dann mit der Planung für einen Nachfolger begonnen. Die Feuerwehr Unterhaching hatte in den vergangenen Jahren wieder Rücklagen aus den Spendengeldern der Unterhachinger Bürgerinnen und Bürger gebildet und konnte sich so mit 20.000 € an den Anschaffungskosten beteiligen. Die Gemeinde Unterhaching beschloss 2016 die restliche Summe von ca. 60.000 € zur Verfügung zu stellen. So konnte noch im selben Jahr mit der Ausschreibung und der Bestellung fortgefahren werden. Die Firma BMW konnte mit einem Angebot für das Modell X5 (F15) die Ausschreibung als günstigster und wirtschaftlichster Hersteller für sich entscheiden. Zusätzlich erfüllte der bayrische Hersteller auch noch die geforderten Leistungsmerkmale am besten von allen Mitbewerbern in dieser Fahrzeugklasse. BMW liefert solche Fahrzeuge in fast einsatzfertigen Zustand und mit erheblichen „Behördenrabatt“. Lediglich Funk und kundenspezifische Einbauten müssen noch erledigt werden. Im Falle des Unterhachinger 10/1 wurde die Karosserie nachträglich in Feuerwehrrot lackiert. Alle Einbauten die gemacht werden, sind auf dem Qualitätsniveau eines normalen Serienwagens. Auch was die Sicherheit angeht. Andere Hersteller sind zwar in den Anschaffungskosten zunächst günstiger, aber die zusätzlichen Einbauten schlagen teilweise horrend zu Buche und sind qualitativ nicht so hochwertig ausgeführt. Mit ein Grund, warum die Wahl wieder auf einen BMW fiel, wie schon im vergangenen Jahr bei den neuen First Responder Fahrzeugen der Unterhachinger Wehr.
Am Fahrzeugkonzept hat sich im Wesentlichen nichts geändert. Überlegungen statt eines X5 auf einen X3 umzusteigen wurden wegen des eingeschränkten Platzangebots auf der Rückbank und im Kofferraum verworfen. So können nach wie vor vier Personen bequem ein- und aussteigen und der Kofferraum lässt einen gewissen Spielraum für zukünftige weitere Ausbauten. Auch der Tablet-PC mit Drucker ist wieder an Bord. Neu ist, dass durch die Anbindung des Smartphones des Kommandanten die durch SMS-Alarmierung gesendete Einsatzadresse direkt ins Navigationssystem eingespielt werden kann. Ein weiteres wichtiges Zubehör ist die Möglichkeit das Fahrzeug abzusperren und trotzdem den Motor und alle Warneinrichtungen weiterlaufen zu lassen. Schließlich ist selbst die Feuerwehr in der heutigen Zeit nicht vor Diebstahl gefeit. Im neuen Blaulichtbalken, der vielerlei LED Blitzer in blau, rot und weiß eingebaut hat, können Lauftexte eingespielt werden, wie z.B. „Feuerwehr“, „Unfall“ oder „Rettungsgasse“. Seitliche LED-Scheinwerfer im Blaulichtbalken erleichtern das suchen von Hausnummern in der Nacht und beleuchten die Einsatzstelle zusätzlich zu den Hauptscheinwerfern. In der vorderen Kennzeichenblende wurden seitlich LED Blaulichtblitzer integriert die das Einfahren in Kreuzungen sicherer machen. Die völlig neu gestaltete Beklebung garantiert nicht nur einen sehr dynamischen Auftritt, sondern hilft durch die verschiedenen reflektierenden Elemente das Fahrzeug Tag und Nacht gut sichtbar zu machen. Auch auf die Sicherheit beim Fahren wurde Wert gelegt. So kann der Fahrer über eine Freisprecheinrichtung mit der Einsatzzentrale oder den anderen Fahrzeugen der Feuerwehr funken. Das Martinshorn kann mit dem linken Fuß im Fußraum betätigt werden. Erstmals besitzt der 10/1 auch eine ausklappbare Anhängerkupplung mit bis zu 3,5t Zuglast.
Der jetzt ausgemusterte 10/1 wurde verkauft und kann seine zweite Karriere auf Teneriffa starten. Unsere Feuerwehrkollegen aus der Partnerstadt Adeje haben das Fahrzeug bereits Anfang April abgeholt und nach Cadiz gefahren. Von dort ging es mit der Fähre weiter nach Teneriffa. Somit kann der alte X5 seine restlichen Jahre unter der spanischen Sonne verbringen und weiterhin gute Dienste im Zeichen der Sicherheit leisten.