Neues HLF während der Corona-Krise
Am 23.03.2020 war es wieder so weit. Eine Delegation der Freiwilligen Feuerwehr Unterhaching fuhr nach Giengen zur Firma Ziegler um das lang ersehnte neue HLF 20 abzuholen…
So sollte dieser Artikel eigentlich beginnen, aber es kam alles ganz anders. Die Corona-Krise erreichte Europa, Deutschland, Bayern und schließlich auch Unterhachings Feuerwehr und stellte unser aller Leben vollkommen auf den Kopf. Aus diesem Grund konnten wir unser neues Fahrzeug auch nicht beim Hersteller abholen, stattdessen wurde es aber von zwei Mitarbeitern der Firma Ziegler angeliefert. Bei uns im Gerätehaus fand dann die Abnahme des Fahrzeuges, sowie die technische Einweisung mit den Gerätewarten statt. An die Ausbildung der fast 50 Maschinisten auf dem neuen Fahrzeug ist bei der aktuellen Lage leider nicht zu denken, denn es herrschte momentan striktes Betretungsverbot im Feuerwehrhaus. Lediglich die Fahrzeughalle darf zurzeit bei Einsätzen betreten werden. Ein paar Fotos des neuen HLF müssen also selbst unseren Mitgliedern genügen. Ironie des Schicksals, die Inbetriebnahme des Urahns des neuen Fahrzeuges Ende der 1940er Jahre verlief fast ähnlich. Damals musste das LF25 am Ende des Krieges auch erstmal versteckt werden bevor es in der Unterhachinger Feuerwehr seinen Dienst antreten konnte.
Das neue Fahrzeug ist bereits die fünfte Generation von motorisierten Löschgruppenfahrzeugen in unserer Wehr seit 1948. Da wir im Schnitt unsere Großfahrzeuge alle 20 Jahre austauschen, kann beim Verkauf der alten Fahrzeuge auch noch ein ansehnlicher Erlös erzielt werden, und die Reparaturkosten bleiben in der Regel überschaubar, was wiederrum dem Haushalt der Gemeinde zu Gute kommt. Hinzu kommt, dass mittlerweile auch bei den LKW- und Feuerwehrfahrzeugherstellern die Modellwechsel ähnlich häufig stattfinden wie bei den PKW und elektronische Bauteile immer mehr Verwendung finden. Das macht nach 20 Jahren die Ersatzteilversorgung auch nicht leichter, was wiederum längere Ausfallzeiten zur Folge haben kann.
Virtueller Rundgang im neuen HLF20
Da wegen der Corona-Kriese nicht einmal unsere Mannschaft einen näheren Einblick vom neuen HLF bekommen hat, möchsten wir heute mit euch Allen einen kleinen virtuellen Rundgang mit euch machen. Viel Spaß damit!
Gepostet von Feuerwehr Unterhaching am Sonntag, 3. Mai 2020
Nach genau 20 Jahren ersetzt nun dieses Fahrzeug den ersten Baustein des vom damaligen Kommandanten Josef Gmeinwieser Ende der 1990er Jahre eingeführte neue Fahrzeugkonzepts. Damals, wegen der nicht existierenden HLF-Norm noch ein Löschgruppenfahrzeug mit technischen Modulen, ist der Nachfolger ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, kurz HLF20, nach aktueller Norm. Viel hat sich getan in den Vergangenen 20 Jahren.
Zwei Jahre zuvor wurde ein Planungsteam gegründet, das dieses Fahrzeug und auch die weiteren Ersatzbeschaffungen der nächsten Jahre konzeptionieren sollte. Schnell war man sich einig, dass das bislang erfolgreiche Fahrzeugkonzept grundsätzlich beibehalten möchte. Allerding wurde viel an den Details gefeilt. Nach zwanzig Jahren Erfahrung, fielen einige Ausstattungen und Geräte raus, andere wurden dafür neu aufgenommen. Der Nachfolger des Unterhaching 40/1 sollte noch deutlicher für Einsäte mit Technischer Hilfe ausgestattet werden und alles vorhalten was heute “state of the art“ ist bei der technischen Unfallrettung. Dies spiegelt sich z.B. darin wieder, dass aus Platzgründen auf einen fest verbauten Wasserwerfer verzichtet wurde (stattdessen ist ein tragbarer verladen). Dafür wurden viele Geräte für die technische Unfallrettung eingebaut und verladen. So wird ein Hydraulischer Rettungssatz vorgehalten, bestehend aus Rettungsspreizer und –schere sowie hydraulischen Rettungszylindern. Alle diese Geräte werden mit Akkus betrieben. Des Weiteren werden spezielle Stützen mitgeführt mit denen man z.B. nach Unfällen unstabil stehende Fahrzeuge stabilisieren kann. Alle sonstigen Schneid- und Trenngeräte sind ebenfalls in Akkutechnik ausgeführt. Eine Arbeitsbühne, z.B. zur Rettung bei LKW Unfällen fand auch noch Platz in dem Fahrzeug. Für sogenannte „Maschinenunfälle“ gibt es einen eigenen Werkzeugsatz. Hier flossen z.B. die Erfahrungen nach einen speziellen Lehrgang für Maschinenunfälle mit ein. Neben dem Mehrzweckzug (eine mechanischer Seilzug) ist auch wieder ein umfangreicher Hebekissensatz verfügbar.
In Anbetracht der schweren Unwetter der letzten zwanzig Jahre mit zahlreichen Überflutungen in Unterhaching wurde bei der Feuerlöschkreiselpumpe eine Lenz-Funktion eingebaut. Diese erlaubt große Wassermengen ohne Gegendruck zu fördern. Selbstverständlich ist auch wieder das bewährte CAFS (Druckluftschaum) Löschsystem an Board. Die überaus positiven Erfahrungen in den vergangenen Jahrzehnten, bestärkten die Feuerwehr nicht darauf verzichten zu wollen. Ebenfalls aus Platzgründen, hat das Fahrzeug am Heck nicht nur die übliche Schlauchhaspel aufgeprotzt. Vielmehr gibt es noch einen zweiten fahrbaren Wagen auf dem das gesamte Material zur Verkehrsabsicherung verladen ist.
Beim Fahrgestell wurde darauf geachtet den Fahrer so weit wie möglich zu entlasten und für alle Mitfahrenden die größtmögliche Sicherheit zu bieten, sollte es wiedererwarten zu einem Eigenunfall kommen. Deshalb wurde, wie bereits beim HLF10 und der Drehleiter der Feuerwehr, ein Automatisiertes Schaltgetriebe eingebaut. Ferner wurde ein Totwinkelassistent auf der Beifahrerseite installiert um auch Fußgänger und Radfahrer rechtzeitig erkennen zu können. Weiterhin wurde Wert darauf gelegt, keine losen Gegenstände in der Fahrzeugkabine mitzuführen. Alles musste seinen festen und gesicherten Platz haben. Die von Ziegler gelieferte Mannschaftskabine überzeugt zum einen mit den überdurchschnittlichen Platzverhältnissen die es nun den Einsatzkräften auch praktisch erlaubt sich während der Fahrt vernünftig anzuschnallen. Zusätzlich sind die Einsatzkräfte durch Gurtstraffer und große Airbags an den Türen der Mannschaftskabine geschützt. Auf Grund der Kabinengröße war es auch möglich nun insgesamt fünf Atemschutzgeräte an den Sitzplätzen einzubauen (eins am Beifahrersitz und vier in der Mannschaftskabine). Das von Ziegler angebotene Beleuchtungs- und Sondersignalkonzept in moderner LED Technik überzeugte ebenfalls und wurde ohne Ausnahme so verbaut.
Gefallen wird den Maschinisten das Bedienkonzept der Feuerwehrtechnischen Zusatzfunktionen wie z.B. die Steuerung der Sondersignalanlage, Einsatzstellenbeleuchtung, Feuerwehrpumpe, Lichtmast und Stromgenerator. Alles ist praktisch so wie im kleinen HLF10 der Unterhachinger Wehr. Die Bedientableaus am Fahrerplatz und am Pumpenbedienstand sind absolut gleich. Nur ein paar zusätzliche Schalter und Funktionen sind hinzugekommen.
Die konzeptionelle Ähnlichkeit zu unserem Kleinen HLF10 wird uns die Schulung der Maschinisten erheblich erleichtern und so dafür sorgen, dass innerhalb kürzester Zeit sehr viele unserer Maschinisten das Fahrzeug bei Einsätzen Fahren und Bedienen können.
Vielen Dank an dieser Stelle an die Gemeinde Unterhaching und unseren Gemeinderat, die wieder einmal ohne große Diskussionen auf die Belange der Freiwilligen Feuerwehr Unterhaching eingegangen sind und die Mittel für das Fahrzeug im Gemeindehaushalt freigegeben haben.
Danke an die Lieferanten MAN, Ziegler und BAS, die sich wie immer größte Mühe gaben unsere Vorstellungen von einem optimalen Feuerwehrfahrzeug umzusetzen.