Maschinisten-Ausbildung in der Feuerwehr Unterhaching
Feuerwehrfahrzeuge kennen Sie alle. Aber wer darf diese Fahrzeuge eigentlich fahren und ist es mit dem Fahren alleine getan? Die Lösch- und Wechsellader-Fahrzeuge, sowie die Drehleiter, werden von unseren „Maschinisten“ gefahren und bedient. Diese Feuerwehrleute müssen einiges an Ausbildung absolvieren, bis sie alle verschiedenen Fahrzeugtypen der Unterhachinger Feuerwehr im Einsatz fahren und bedienen dürfen. Hierbei werden sie nicht nur vor technische Herausforderungen gestellt, sondern auch Stresssituationen während der Einsatzfahrt verlangen von den Maschinisten eine große Verantwortung. Das Fahren eines knapp 9 Meter langen und bis zu 30 Tonnen schweren LKWs (z.B. Wechsellader mit Abrollbehälter Wasser), im Berufsverkehr oder in engen Straßen, ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Zudem ist der Maschinist für die Sicherheit seiner Mitfahrer und des Fahrzeugs verantwortlich. In einem Löschfahrzeug werden beispielsweise acht weitere Kameraden befördert. Die Drehleiter gehört zu den teuersten Feuerwehrfahrzeugen und stellt einen Wert von ca. 750.000 Euro dar.
Am Einsatzort angekommen warten die nächsten Aufgaben auf den Maschinisten. Er muss z.B. die Kreiselpumpe bedienen, um den Druckluftschaum für die Brandbekämpfung zur Verfügung zu stellen. Die Drehleiter in Stellung bringen, damit Bewohner eines brennenden Hauses über diese gerettet werden können oder mit dem Kran des Wechselladers, nach einem LKW-Unfall, möglichst schnell schwere Wrackteile von der Autobahn bergen.
Dies alles wird von den ca. 50 Maschinisten der Feuerwehr Unterhaching zu jeder Tages- und Nachtzeit gefordert. Die Maschinisten müssen deshalb immer in der Lage sein, ihr Fahrzeug und die dazugehörige Technik sicher zu beherrschen. Dadurch tragen sie sehr stark zum Erfolg eines Einsatzes bei. Ein hohes Verantwortungsbewusstsein, technisches Verständnis und ein „Gefühl“ für Maschinen, sollten die Maschinisten daher mitbringen. Der Führerschein Klasse CE, ist aufgrund der hohen Fahrzeuggewichtung (>3,5 Tonnen) vorausgesetzt.
Technik und Bedienung
Die technische Entwicklung der modernen Feuerwehrfahrzeuge schreitet immer schneller voran. Die Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen, nutzen diese Möglichkeiten und ändern heute fast genauso schnell, wie auch PKW-Hersteller, die technischen Einbauten. Noch bis vor 20 Jahren waren z.B. alle Feuerwehrpumpen in der Bedienung nahezu gleich. Konnte ein Maschinist die Pumpe der Firma A bedienen, war dies ohne große Umstellung auch bei der Pumpe von Firma B möglich. Heute gibt es eine Vielzahl verschiedener Bedienkonzepte, selbst beim gleichen Hersteller. Zunehmend wird die Steuerung mittels mechanischer Armaturen, durch Knöpfe oder Touch-Screens ersetzt. Die Fahrzeuge in Unterhaching haben noch eine gesunde Mischung aus mechanischen Bedienelementen und modernen Steuerungs-Armaturen.
Unsere Drehleiter ist ein älteres Modell und deshalb auch in der Bedienung noch „relativ einfach“. Die nächste Drehleiter, wird jedoch auch über neue technische Funktionen verfügen. Hierbei haben Bedienelemente dann zum Teil Doppelfunktionen. Dadurch steigt die Funktionalität des Fahrzeugs um ein Vielfaches, der Aufwand für den Maschinisten jedoch ebenfalls.
Unsere Wechsellader-Fahrzeuge vereinen zudem viele weitere technische Spezifikationen. Neben der unterschiedlichen Bedienung der Abrollhydraulik beider Fahrzeuge, ist zusätzlich die Bedienung der Seilwinde, des hydraulischen Antriebs (für Abrollbehälter Vakuum) sowie der Kran zu beherrschen. Besonders die Bedienung des Krans, erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl des Maschinisten. Hier können immerhin Gewichte bis zu 10 Tonnen bewegt werden.
Hoher Ausbildungsbedarf
Die älteren Feuerwehrleute haben zumeist die Führerscheinklasse 2 (heute: Klasse CE) bei der Bundeswehr oder aus beruflichen Gründen erworben. Dies hat sich in den letzten Jahren, mit dem Wegfall des Wehrdiensts und der deutlich angestiegenen Kosten für einen LKW-Führerschein, grundlegend geändert. Auch die Begrenzung des PKW-Führerscheins auf Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen tut hier ein Übriges. Um künftig genügend Maschinisten ausbilden zu können, wurde vor zehn Jahren mit der Gemeinde Unterhaching eine Übernahme der LKW-Führerscheinkosten für angehende Maschinisten vereinbart. Die Feuerwehrleute, die Maschinisten werden möchten, bezahlen die Anmelde- und Prüfungsgebühr, sowie alle notwendigen medizinischen Untersuchungen. Die Kosten für Theorie- und Praxisstunden in der Fahrschule übernimmt die Gemeinde Unterhaching. Unser Wechsellader 82/1 wird dafür als Fahrschulfahrzeug von der kooperierenden Fahrschule Pfeffer verwendet. So konnten in den letzten zehn Jahren bereits über zwanzig neue Maschinisten ausgebildet werden.
Für den Maschinisten-Nachwuchs, wurde eigens ein komplettes Ausbildungskonzept erstellt. Nach dem Erwerb der Führerscheinklasse CE, muss zunächst auf der Kreisfeuerwehrschule der Lehrgang „Maschinisten für Löschfahrzeuge“ absolviert werden. Die Ausbildung ist danach in vier Module aufgeteilt, die nacheinander durchlaufen werden müssen. Dies beginnt mit der vertiefenden Ausbildung an den Löschfahrzeugen, dann an der Drehleiter und zuletzt an den Wechsellader-Fahrzeugen. Dazwischen werden verschiedene Lehrgänge als Vorrausetzung für die nächsten Module verlangt. So können in einem Zeitraum von ca. vier Jahren alle Module absolviert werden. Details hierzu können Sie der nachfolgenden Grafik entnehmen.
Um nicht aus der „Übung“ zu kommen, müssen die bereits ausgebildeten Maschinisten regelmäßig ihr Können beweisen. Die Wiederholungsübungen beginnen mit einer Einweisung in die Bedienelemente und einer Stunde Bewegungsfahrt. Wobei sich der Maschinist an die Fahrzeugabmessungen und die Getriebeschaltung gewöhnen soll, falls er schon länger kein Feuerwehr-Fahrzeug mehr gefahren hat. Danach wird je nach Fahrzeugtyp die Technik durchgesprochen und praktisch angewandt.
So muss bei den Löschfahrzeugen vor allem die Pumpenbedienung mit Einsatz von Druckluftschaum beherrscht werden. Im zweiten Teil wird dies durch Ansaugen aus offenen Gewässern, den Wasserwerfer-Betrieb und die Bedienung des festeingebauten Stromgenerators (40/1) ergänzt.
Bei der Drehleiter sind die Grundregeln der Abstützung und die richtige Platzierung an der Einsatzstelle das Hauptaugenmerk. Im zweiten Teil wird dann das Anleitern an verschiedenen „schwierigen Stellen“ von Objekten geübt.
Bei den Wechselladern steht zunächst die Bedienung der beiden Abrollhydrauliken, sowie der verschiedenen Abrollbehälter im Fokus. Im zweiten Teil wird der Maschinist am Kran, der Winde und den Funktionen der verschiedenen Abrollbehälter unterwiesen.
Um die Übungen abwechslungsreicher zu gestalten, finden zukünftig noch zwei- bis dreimal im Jahr Maschinisten-Workshops statt. Diese Workshops beinhalten verschiedene Geschicklichkeitsfahrübungen, die zusammen mit einem Einweiser zu absolvieren sind. In abgesteckten Parcours, werden die Maschinisten noch besser mit den Fahrzeugabmessungen vertraut gemacht und das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Einweiser kann trainiert werden.
Mit diesem Ausbildungskonzept möchten unsere sechs Maschinisten-Ausbilder, das Ausbildungsniveau der bereits bestehenden Maschinisten aufrechterhalten und die neuen Maschinisten behutsam an ihre sehr verantwortungsvolle Aufgabe heranführen.